Säure Basen Haushalt im Körper. So wirken sich Training und Eiweiß haltige Lebensmittel auf den Säure Basen Haushalt aus.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Säure Basen Haushalt?

Bei einem hohen Eiweiß-Konsum stellt sich die Frage nach den gesundheitlichen Aspekten bzw. die Auswirkung auf den Säure Basen Haushalt. Der pH-Wert gibt die Auskunft darüber, ob eine wässrige Flüssigkeit sauer oder basisch ist. pH-Werte von 0 – 7 ist der saure Bereich, und von 7 – 14 der basische Bereich, wobei 7 den neutralen pH-Wert darstellt. Der pH-Wert im Körper befindet sich im Normalfall immer genau zwischen 7,37 und 7,44, je nach Organ und Flüssigkeit und gibt so den Säure Basen Haushalt wieder.

Fallen die Werte im Säure Basen Haushalt unter 6,8 oder steigen sie über 7,8, bedeutet dies den sicheren Tod. Der Körper ist also in der Lage, den Säure Basen Haushalt bzw. pH-Wert, also Säuregehalt, bis auf die zweite Stelle nach dem Komma genau zu regulieren. Die Nahrung und das Training sind nun in der Lage, diesen pH-Wert / Säure Basen Haushalt zu beeinflussen. Unsere Nahrung enthält säure- und basebildende Produkte, die beispielhaft in der folgenden Tabelle dargestellt sind.

SäurebildnerBasenbildner
FleischGemüse
KäseObst
QuarkDinkel
FischKartoffeln
HülsenfrüchteGerste
NudelnSäfte
ReisKräuter und Gewürze
Kaffee, Alkohol, SüßgetränkeOliven

 

 

Eiweiß wirkt sauer auf den Säure Basen Haushalt

Wie wirkt Eiweiß auf den Säure Basen Haushalt? Säurebildende Nahrungsmittel beinhalten oft Schwefel- und Phosphor-haltige Gruppen, weshalb sie sauer wirken. Schwefelhaltige Gruppen kommen eben in Eiweißen vor, so dass gerade Eiweiß lastige Lebensmittel auf den Säure Basen Haushalt sauer wirken. Basenbildende Nahrungsmittel beinhalten oft viele Mineralien und Spurenelemente, weshalb sie basisch wirken. Einem hohen Eiweißkonsum wird vorgeworfen, dass er eben zu sauer sei und so der Säure Basen Haushalt auf lange Sicht hin zur Knochenentkalkung führen und somit Östeoporose fördern könne. Allerdings werden bis zum 25. Lebensjahr Kalzium und Phosphor im Knochen eingelagert. Ab dann beginnt der normale Knochenabbau.

Generell bringt eine eiweißreiche Nahrung mehr Vorteile als eine zu geringe Zufuhr. Dazu kommt, dass mit basischen Lebensmitteln dem Ganzen entgegengewirkt werden kann, wenn genügend basische Produkte gegessen werden. Gegebenenfalls wird also nicht zu viel Eiweiß konsumiert, sondern zu wenig Gemüse bzw. andere basische Lebensmittel.

Bei einer ausgewogenen Ernährung ist ein hoher Eiweißkonsum also unproblematisch für den Säure Basen Haushalt, da diesem so automatisch entgegengewirkt wird. Von Basenpulvern oder Ähnlichem ist abzuraten, da bei Überdosierung die Gefahr in entgegengesetzter Richtung besteht. Abgesehen davon, besitzt der Körper selbst einige Puffersysteme, mit denen er sich selbst regulieren kann. Dazu zählen die Niere, die diese Stoffe abbaut und ausscheidet oder die Lunge, die diese als Wasser und Kohlendioxid abgebaut ausatmet.

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Auswirkungen von Training auf den Säure Basen Haushalt

Auch im Training entstehen saure Stoffe im Körper. Wenn bei einer Aktivität, wie z.B. bei schwerem Hanteltraining, der Sauerstoff nicht mehr zur Energiebereitstellung reicht, kommt es eben zur Verbrennung von Kohlenhydraten ohne Sauerstoff, auch anaerobe Glykolyse genannt. Hierbei entsteht als Abfallprodukt Milchsäure, das dann aus dem Muskel abtransportiert und abgepuffert werden muss.

 

Entstehung von Muskelversagen

Der Muskel selbst kann nur bei einem streng geregelten pH-Wert arbeiten. Durch die entstandene Milchsäure können die Funktionseiweiße nicht mehr arbeiten, und es kommt eben zum Muskelversagen: Wir können das Gewicht nicht noch einmal anheben und müssen es ablegen und warten, bis die Säure im Muskel abgepuffert ist. Das ist auch der Grund, warum sich manchmal Sportler bei extremen Belastungen übergeben, da auf Dauer zu viel Milchsäure entstanden ist, die nicht schnell genug abgebaut werden konnte. Es entsteht Übelkeit. Hier hilft auch wieder die Lunge, sprich die Atmung. Das Hämoglobin, das den Sauerstoff von der Lunge zur Zelle transportiert, bindet auf dem Rückweg zur Lunge wiederum Säure, wodurch diese abgepuffert wird. Deshalb kann es beim Sport passieren, dass sich der Pulsschlag nach dem Sport schon wieder leicht beruhigt hat, während die Atemfrequenz noch erhöht ist, um noch weitere Säure abzupuffern und abzuatmen.

 

Puffersysteme im Körper

Der Körper verfügt zusätzlich im Muskel über spezielle intrazelluläre Puffersysteme, die die Säuren abpuffern.

Ein Beispiel dafür ist Carnosin, ein Dipeptid, bestehend aus den Aminosäuren L-β-Alanin und L-α-Histidin. Carnosin bindet entstehende Säuren direkt vor Ort im Muskel, wodurch die Übersäuerung hinausgezögert wird. Carnosin stellt der Körper selbst her und lagert es eben im Muskel ab. Je nach Trainingsfortschritt und Muskelgröße hat es im Puffersystem einen Anteil von 10 – 20%. Um dieses Puffersystem zu verstärken, versucht man das Carnosin über Nahrungsergänzungen im Muskel zu erhöhen, um so mehr Wiederholungen absolvieren zu können.

Dabei nimmt man nicht direkt Carnosin, sondern nur das zu Beginn besprochene L-β-Alanin ein. Dieses führt im Muskel zu einem Carnosinanstieg. Carnosin kommt auch im Gehirn zum Einsatz, allerdings sind die Transportwege unterschiedlich. So kann das Carnosinpeptid direkt aus dem Magen über die Blutbahn durch die Bluthirnschranke ins Gehirn gelangen. Für die Aufnahmen in den Muskel wird das Peptid erst in einzelne Aminosäuren zerlegt und im Muskel wieder zusammengesetzt. Deshalb führt die einzelne Einnahme von L-β-Alanin zu einem Carnosinanstieg im Muskel, da dieses den limitierenden Faktor darstellt und L-α-Histidin ausreichend vorhanden ist. Dazu mehr in der Lektion „Nahrungsergänzungsmittel“.

 

Quellen:

Christian von Loeffelholz: Ernährungsstrategien in Kraftsport und Bodybuilding: Optimaler Muskelaufbau, beschleunigter Fettabbau, gesteigerte Kraftleistung. Novagenics; Auflage: 10 (1. November 2009)

Christian von Loeffelholz: Leistungsernährung für Kraftsportler – Strategien für Muskelaufbau, Fettabbau und optimale Regeneration. Novagenics Verlag; Auflage: 1. Aufl. (April 2002)

Manninen AH. High-protein diets are not hazardous for the healthy kidneys. Nephrol Dial Transplant. 2005;20(3):657-8. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15735253