Muskelfasertypen sind verschiedene Arten von Muskelfasern, die entsprechend unterteilt werden. Je nach Muskelfastertyp haben die Fasern unterschiedliche Funktionen. Den Aufbau eines Muskels bzw. einer generellen Muskelfaser, erfährst Du im Artikel Muskelanatomie.

 

Inhaltsverzeichnis

Muskelfasertypen

Die Muskelfasertypen werden unterteilt in Abhängigkeit von der Anzahl von Mitochondrien, von Enzymen, vom Myoglobingehalt, von der Schnelligkeit der Muskelfaser-Zuckung und die damit einhergehende aerobe und anaerobe Energiebereitstellung der Muskelfaser.

Die wichtigste Unterteilung der Muskelfasertypen erfolgt dabei in 2 Haupttypen Typ 1 / Langsame Fasern und Typ2 / Schnelle Fasern. Die Verteilung der Anzahl und Typen der Muskelfasern schwankt von Mensch zu Mensch genetisch bedingt. Jedoch können Muskelfasern in andere Muskelfasertypen umgewandelt werden.

 

Typ 1 / Langsame Fasern

Langsame Fasern, auch rote Fasern genannt, sind gemäß ihrem Namen langsam zuckend bzw. kontrahierend und rot durch den hohen Myoglobingehalt. Dieser Muskelfasertyp ist für Dauerbeanspruchungen im aeroben Energiegewinnungsbereich bei geringer Belastung ausgelegt und ermüdet sehr langsam.

Der hohe Gehalt an Myoglobin gewährleistet die Sauerstoffversorgung des Muskelfasertyps, weshalb diese Fasern auch viele Kapillaren besitzen, um die Sauerstoffanbindung für Myoglobin zur gewährleisten. Somit steht genügend Sauerstoff für eine aerobe Energiebereitstellung für die Muskelzellen zur Verfügung, die ebenfalls eine hohe Anzahl an Mitochondrien haben.

Dieser Muskelfasertyp wird rekrutiert für alle normalen Bewegungen und um aeroben Ausdauersport über einen langen Zeitraum zu ermöglichen, wie Joggen oder Radfahren. Es sind damit aber keine hohen Zugspannungen bzw. Hochleistungen erzielbar, da durch die aerobe Energiebereitstellung nicht genügen ATP/Energie auf einmal mobilisiert werden kann.

Der genau Stoffwechsel unter ATP ist im Artikel Aerober und anaerober Stoffwechsel beschrieben.

 

Typ 2 / Schnelle Fasern

Schnelle Fasern lassen sich wiederum unterscheiden in Muskelfasertypen Typ-2A und Typ-2B. Schnell zuckende Fasern werden auch weiße Fasern genannt aufgrund ihres geringeren Myoglobingehaltes. Reichen die Typ 1 Fasern nicht mehr aus, um mittlere bis hohe Belastungen zu bewältigen, werden vermehrt Fasern vom Muskelfasertyp 2A herangezogen, die mehr Kraft erzeugen, jedoch durch die zunehmend anaerobe Energiebereitstellung schneller versagen, bedingt unter anderem durch die Säurebildung.

Um hohe bis maximale Belastungen überwinden zu können, werden Muskelfasertyp 2B Fasern rekrutiert, die noch stärker sind, jedoch auch noch schneller ermüden. Diese Fasern vom Muskelfasertyp 2A und vor allem Typ-2B haben einen geringeren Gehalt an Myoglobin, Kapillaranzahl und weniger Mitochondrien, da weniger Sauerstoff zur Energiegewinnung genutzt wird.

Dafür besitzen diese Muskelfasertypen mehr Enzyme, um zunehmend anaerob arbeiten zu können, also um direkt Glykogen ohne Sauerstoff zu ATP abzubauen, für extrem schnelle und massive Energiebereitstellung/-Entfaltung. Gerade diese Fasern werden beim Krafttraining und anderen anaeroben Belastungen rekrutiert.

 

 

Umwandlung von Muskelfasertypen

Eine Adaption nach dem Superkompensationsmodell ist die Muskelfaserumwandlung. Die verschiedenen Muskelfasertypen treten in unterschiedlichen Verhältnissen im Muskel auf. Meist liegt die Aufteilung im Mittel bei ca. 50:50 für Typ 1 und Typ 2.

Dieses Verhältnis schwankt von Muskel zu Muskel und von Mensch zu Mensch. Es ist zum einen genetisch vorgegeben, so dass Verteilungen bis 70:30 von Muskelfasertyp 1 zu Typ 2 bzw. umgekehrt angeboren sein können. Zum anderen kann sich das Verhältnis auch durch eine Muskelfaserumwandlung verändern.

Dabei ist es möglich, das sich Muskelfasertyp 2 in Typ 1 Fasern umwandeln, ebenso Typ 2B in Typ 2A bzw. Typ 2A in Typ 2B. Lediglich Muskelfasertyp 1 Fasern lassen sich nicht in Typ 2 Fasern umwandeln. Wichtiges und inzwischen bekanntes Detail: Es sind die Typ 2 Fasern, die sich maßgeblich hypertrophieren lassen.

 

Umwandlung von Muskelfasertyp 2B in 2A

Fasern vom Typ 2B wandeln sich zum Typ 2A um, wenn sie hohen Belastungen in Kombination mit langsamen Bewegungsabläufen ausgesetzt sind. Also gerade die im Krafttraining typischen, langsamen Wiederholungsausführungen begünstigen eine Umwandlung vom Muskelfasertyp 2B zu Typ 2A. Der Grund ist, dass Typ 2A Fasern fast genauso viel Kraft entfalten können wie Typ 2B Fasern, aber mit niedrigerem Energieverbrauch. Denn Muskelfasertyp 2A Fasern können die aerobe Energiebereitstellung stärker nutzen, die ja bis zu 16 mal effizienter ist. Bedingt durch die höhere Effizienz bei nahezu gleicher Kraftentfaltung und langsamen Bewegungsausführungen wandelt der Körper also Typ 2B zu Typ2A um.

 

Umwandlung von Muskelfasertyp 2A in 2B

Eine Umwandlung in umgekehrter Richtung von Typ 2a zu Typ 2B (bzw. das aufrecht Erhalten eines erhöhten Anteils von Typ 2B Fasern) erfolgt durch hohe Belastungen in Kombination mit einer kontrolliert schnellen Ausführung. Für diese Art von Explosivkraftbewegungen zucken die Typ 2A Fasern zu langsam. Nur die Typ 2B Fasern leisten die geforderte, schnelle Kraftentfaltung.

Eine zweite, etwas seltsam anmutende Möglichkeit, diese Umwandlung in Muskelfasertyp 2B herbeizuführen, ist, nach einer Trainingsphase mit langsamen Wiederholungen eine Pause einzulegen. Die vorherige Umwandlung von Muskelfasertyp 2B zu Typ 2A macht der Körper nun wieder rückgängig, und zwar nach Art Superkompensation wandelt er bis zu dreimal stärker Typ 2A in Typ 2B um, also weit über das ursprüngliche Verhältnis hinaus.

Profi-Athleten im Gewichtheben versuchen diesen Effekt zu nutzen, indem sie vor dem Wettkampf das Trainingsvolumen stark senken, um eine übermäßige Umwandlung in Typ 2B zu provozieren und damit im Wettkampf noch mehr Explosivkraft zu entwickeln.

 

Umwandlung vom Muskelfasertyp 2A zu 1 und 2B zu 2A

Bei einem längerfristigen Ausdauertraining erfolgt als erstes eine Umwandlung von Typ 2A zu Typ 1 und und im weiteren Zeitverlauf von Typ 2B zu Typ 2A Fasern.

 

 

Weitere Adabtionsmöglichkeiten findest Du in den Artikeln Hypertrophie, Muskelkoordination und Ausdauer.

 

Quellen:

Teager, Frank: Stärker Breiter Schneller, https://www.taegerfitness.de/buch-sale/

Giessing, Jürgen: HIT – Hochintensitätstraining: Das optimierte System für rapiden Muskelaufbau. Novagenics; Auflage: 5 (1. März 2006)

Giessing, Jürgen: Ein-Satz Training: Ein wissenschaftlich fundiertes Konzept für schnellstmöglichen Muskelaufbau im Bodybuilding. Novagenics; Auflage: 3 (1. Februar 2004)